Schutz und Entwicklung der biologischen Vielfalt

Durch Landnutzungsänderungen, Umweltverschmutzung und Klimawandel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten der Rückgang der biologischen Vielfalt dramatisch beschleunigt. Lokal kann viel dafür getan werden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Viele Städte und Gemeinden engagieren sich bereits, aber es müssen mehr werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Kommunen zum Schutz und zur Entwicklung der biologischen Vielfalt beitragen können.


Erhalt und Wiederherstellung von Biotopen

Kommunen können wichtige Beiträge zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten, wenn sie sich dafür einsetzen, große natürliche Lebensräume zu schützen, und selbst dazu beitragen, Kleinbiotope zu erhalten, wiederherzustellen oder zu schaffen.


Schutz gefährdeter Arten

Wenn in einer Stadt oder Gemeinde gefährdete Arten vorkommen, sollte sie alles dafür tun, diese zu schützen. Darüber hinaus können Kommunen dazu beitragen, die (Wieder-) Ansiedlung gefährdeter Arten zu unterstützen.


Reduzierung von Gefahren für die biologische Vielfalt

Flächennutzungen, Baumaßnahmen und Grünpflege sind Beispiele für Aktivitäten, bei denen Kommunen gefordert sind, Gefährdungen der biologischen Vielfalt zu vermeiden oder zumindest zu verringern.


Unterstützung von Engagement für den Naturschutz

Bürger*innen können durch ihr privates Handeln und ihr Engagement im organisierten Naturschutz viel zu Erhalt und Entwicklung der biologischen Vielfalt beitragen. Kommunen können sie dabei durch Anerkennung, Beratung und Förderung unterstützen.

Beispiele für kommunales Handeln zum Schutz und zur Entwicklung der biologischen Vielfalt

Insektenschutz auf kommunalen Flächen

Gemeindeeigene Flächen werden seltener gemäht, sodass Blühflächen entstehen, die Bienen und anderen Insekten Nahrung bieten. Flächennahe Schulen und Kindergärten können eingebunden werden, z. B. bei der Ausbringung von Samen oder bei der Zählung der vorkommenden Blütenpflanzen und Insekten. In Anklam wurde 2019 das Kriterium der Bienenfreundlichkeit in die Freiraum-planung aufgenommen und auf den städtischen Flächen umgesetzt. 2023 wurde außerdem der Beschluss zum ‚mähfreien Mai‘ gefasst. Ein guter Nebeneffekt ist die Einsparung von Pflegekosten.

Kommune: Stadt Anklam
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Einwohner*innen: 12.312
Kontakt: Dr. Uwe Schultz, Stadtvertreter (dr.schultz[@]gmx.de)
Weitere Informationen: Bolzplatz vs. Blühwiese – wer gewinnt im Anklamer Mittelfeld? (Artikel im Nordkurier)

Streuobstwiesen: Obst für Alle

Bäume in bebauten Bereichen erhöhen die Aufenthaltsqualität. Obstbäume erfreuen nicht nur das Auge und spenden Schatten, sie liefern auch leckere Früchte. Wenn alte Sorten gepflanzt werden, trägt dies zu deren Erhalt bei. Die Stadt Stralsund hat sich in ihrem Masterplan ‚Stadtgrün‘ die Aufwertung öffentlicher Grünflächen mit Obstbäumen, Obststräuchern, Blühwiese bzw. Blühstreifen zum Ziel gesetzt. Im Rahmen von Mitmachaktionen wurden Obst- und Nussbäume gepflanzt. Bisher haben rund 150 Bäume im Stadtgebiet Plaketten mit der Aufschrift “Obst für alle” und dem Logo der Hansestadt erhalten. Hier können Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Walnüsse und Esskastanien für den eigenen Bedarf geerntet werden.

Kommune: Hansestadt Stralsund
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Einwohner*innen: 59.363 Kontakt: Thomas Struwe, Abteilungsleiter Forst (TStruwe[@]stralsund.de)
Weitere Informationen: Stralsunder Aktion „Obst für alle“: Hier darf gepflückt werden (Beitrag im NDR-Fernsehen)

Hier ist noch Platz für weitere Beispiele bevorzugt aus Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern.


Wenn Sie ein interessantes Beispiel für kommunales Handeln zur Erhaltung und zur Entwicklung der biologischen Vielfalt kennen, schicken Sie uns bitte einen kurzen Hinweis: kontakt@lokal-n.de


Naturgut ‚Dunkelheit‘: Schutz für Nachtfalter & Co.

Viele Tiere und Pflanzen sind nachtaktiv und benötigen einen natürlichen Wechsel von Helligkeit und Dunkelheit. Zu viel Kunstlicht ist nicht nur für sie schädlich, auch das menschliche Hormonsystem reagiert auf künstliches Licht bei Nacht. Um Tiere, Pflanzen und Menschen vor zu viel nächtlichem Licht in der Nacht zu schützen, gehen immer mehr Städte und Gemeinden dazu über, die öffentliche Beleuchtung auf die unbedingt notwendigen Zeiten zu beschränken. Die Gemeinden im Naturpark Nossentiner/ Schwinzer Heide sind hierfür ein gutes Beispiel. Hier soll durch Reduzierung und Umstellung der Beleuchtung ein Sternenpark entstehen.

Kommune: Gemeinden im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Kontakt: Marina Kahrmann, Projektleiterin (marina.kahrmann[@]lung.mv-regierung.de)
Weitere Informationen: Im Sternenpark in der Seenplatte wird es noch dunkler (Artikel im Nordkurier)

Infobox
Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“
Das Bündnis, ein Zusammenschluss von Städten, Gemeinden und Landkreisen, setzt sich für die Erhaltung und Förderung biologischer Vielfalt ein. Über einen Trägerverein organisiert es den Austausch zwischen den Mitgliedern, bietet Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit und führt Projekte durch, mit denen Aktivitäten des kommunalen Naturschutzes unterstützt werden. Über ein Internetportal werden vielfältige Informationen zu konkreten Handlungsansätzen und Beispielen aus der kommunalen Praxis, zu Fördermöglichkeiten sowie zu Veranstaltungen verschiedener Anbieter bereitgestellt. Mit „StadtGrün natur-nah“ bietet das Bündnis zudem ein begleitetes Label-Verfahren für mehr Natur in der Stadt an. Bisher wurden 65 Kommunen mit dem Label in Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet.

Förderung für Umweltprojekte

Kommunen können, wie die Stadt Eberswalde, Fördermittel an Vereine, Initiativen und Privatpersonen für Projekte vergeben, mit denen die Stadt grüner und lebenswerter gemacht und das Umweltbewusstsein der Bürger*innen gestärkt werden soll. Mit den Geldern für Sachmittel wurden in Eberswalde bisher z.B. Begrünungen von Dächern und Fassaden, Pflegemaßnahmen in geschützten Biotopen und Umweltbildungsprojekte unterstützt. Auch die Anlage einer Obstallee mit alten Sorten gehört zu den geförderten Projekten.

Kommune: Stadt Eberswalde
Bundesland: Brandenburg
Einwohner*innen: 41.461
Kontakt: Petra Fritze, Stadtentwicklungsamt (p.fritze[@]eberswalde.de)
Weitere Informationen:
Förderprogramm für Umweltprojekte (externer Link)
Flyer Umweltprojekte (externer Link)


FLÄCHENPFLEGE OHNE PESTIZIDE UND ANLAGE VON BLÜHFLÄCHEN

Mit dem Einsatz von Pestiziden ist der Verlust von biologischer Vielfalt verbunden. In vielen Städten und Gemeinden werden sie verwendet, um Wege, Spiel- und Sportplätze unkrautfrei zu halten. Auch bei der Bewirt-schaftung von Grünflächen werden Pestizide eingesetzt. In Deutschland gibt es zurzeit rund 550 Kommunen, die den Beschluss gefasst haben, eine pestizidfreie Kommune zu werden, so auch die Stadt Prenzlau. Beschlossen wurde unter anderem, auf allen kommunalen Flächen schrittweise auf den Einsatz chemisch-synthe-tischer Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Durch Maßnahmen, wie die aktive Ansaat von Blühwiesen und selteneres Mähen, sind in den letzten Jahren zudem vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Insekten als Alternative zu artenarmen Kurzgraswiesen entstanden.

Kommune: Stadt Prenzlau
Bundesland: Brandenburg
Einwohner*innen: 18.909 
Kontakt: Hendrik Sommer, Bürgermeister (buergermeister[@]prenzlau.de)
Weitere Informationen: Flyer Pestizidfreie Kommune Prenzlau (externer Link, PDF) Blühwiesen-Spaziergang mit dem Experten (externer Link)