Klimaschutz und zukunftssichere Energieversorgung

Ohne das Engagement von Städten und Gemeinden sind die Klimaschutzziele nicht zu erreichen. Kommunen können in vielfältiger Weise dazu beitragen, Treibhausgasemissionen zu verringern oder Treibhausgase, die sich bereits in der Atmosphäre befinden, zu binden.


Verringerung des Energieverbrauchs

Kommunen können ihren Energieverbrauch senken, indem die Energieverluste von Gebäuden und Anlagen verringert werden, die Energieeffizienz von Anlagen, Geräten, Fahrzeugen usw. erhöht wird und der unnötige Einsatz von Energie vermieden wird.


Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen

Städte und Gemeinden können den Übergang zu einer Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen unterstützen und davon sogar finanziell profitieren, indem sie eigene Anlagen errichten, sich an solchen beteiligen oder Dach- bzw. Freiflächen für Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien verpachten. Sie sollten zudem Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien beziehen. Ein wichtiges Steuerungsinstrument ist die Ausrichtung der Siedlungsentwicklung/Bauleit-planung auf die Nutzung erneuerbarer Energien.


Bindung von Treibhausgasen

Pflanzen binden Kohlendioxyd. Besonders wirksam als Kohlendioxyd-Senken sind Moore und Wälder. Durch ihren Einsatz für die Renaturierung von Mooren und durch das Pflanzen von Bäumen können Kommunen zum Klimaschutz beitragen.


Unterstützung der Klimaschutzbemühungen von Bürger*innen und Unternehmen

Kommunen können ihre Bürger*innen und ortsansässige Unternehmen dabei unterstützen, Treibhausgasemissionen durch energetische Sanierung und Nutzung erneuerbarer Energien zu verringern, z. B. durch Öffentlichkeitsarbeit, Beratung und die Vergabe von Zuschüssen oder Krediten.

Auch über eine klimaverträgliche Beschaffung und die Vermeidung von Abfällen können klimaschädliche Treibhausgasemissionen reduziert werden. Ein Energie- und Klimaschutzmanagement kann wesentlich dazu beitragen, für eine Stadt oder Gemeinde die Handlungsfelder zu identifizieren, in denen der größte Handlungsbedarf besteht oder in denen die größten Klimaschutzeffekte mit dem geringsten Aufwand erzielt werden können.

Beispiele für kommunales Handeln zum Klimaschutz und zur Sicherung der Energieversorgung

Beteiligung an einem Windpark

Immer mehr Städte und Gemeinden nutzen die Möglichkeit, durch Beteiligungen an Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien Einnahmen zu erzielen. Die Gemeinde Hoort konnte für sich und sieben Gemeinden in der Nachbarschaft sowie für Bürger*innen eine Beteiligung am Windpark Hoort 2 erreichen. Der Windpark umfasst 16 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 57,6 Megawatt. Die Beteiligung geht weit über das hinaus, was im Jahr 2021, als die Anlagen in Betrieb gingen, gesetzlich vorgeschrieben war.

Kommune: Gemeinde Hoort
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Einwohner*innen: 600
Kontakt: Iris Feldmann, Bürgermeisterin (hoort[@]amt-hagenow-land.de)
Weitere Informationen: Gemeinde Hoort feiert ihren Windpark (externer Artikel)


Faire Verteilung der Gewinne aus einem interkommunalen Bürgerwindpark

Im Amt Kirchspielslandgemeinden Eider wurde ein interkommunaler Amtsbürgerwindpark unter der Maßgabe errichtet, jede Gemeinde und alle interessierten Bürger*innen am Wertschöpfungsprozess teilhaben zu lassen. Um alle 26 beteiligten Gemeinden gerecht am Gewinn zu beteiligen, wurde ein spezielles Gewerbesteuermodell entwickelt: Jede Standortgemeinde behält eine Hälfte der ihr zustehenden Gewerbesteuer, die zweite Hälfte fließt in einen gemeinsamen Fonds und wird nach den jeweiligen Anteilen der Gemeinden bzw. den Anteilen der in dieser Gemeinde wohnenden Kommanditisten weiter verteilt. Somit erhalten fast alle Eider-Gemeinden Gewerbesteuereinnahmen aus dem Bürgerwindpark.

Kommune: Amt Kirchspielslandgemeinden Eider
Bundesland: Schleswig-Holstein
Einwohner*innen: 18.826 (in 34 Gemeinden)
Kontakt: Jan Christian Büddig, Amtsdirektor (jan-christian.bueddig[@]amt-eider.de)
Weitere Informationen: Faire Verteilung der Gewinne (externer Artikel)
Bürgerwindpark Eider (externer Link)

Infobox
Unterstützungsangebote zum kommunalen Klimaschutz in Brandenburg
Vielfältige Unterstützung für Kommunen bei Klimaschutzvorhaben bietet die Landesenergieagentur Brandenburg. Zusätzlich wurde die Beratungsstelle klimagerechte Kommune (BSKK) eingerichtet. Sie ist beim Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg angesiedelt. Über die Internetseite des Bündnisses werden Arbeitshilfen, Informationen zu Fördermöglichkeiten und Beispiele aus der kommunalen Praxis in Brandenburg bereitgestellt.


KlimaschutzmanageMent und Energiemasterplan

Städte und Gemeinden können mit staatlicher Förderung Stellen für Klimaschutzmana-ger*innen schaffen, die die Grundlagen für eine lokale Energiewende erarbeiten und konkrete Maßnahmen planen und begleiten. In der Stadt Neubrandenburg soll die Energieversorgung komplett auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Ziel ist, dass die Energie möglichst vollständig aus Quellen vor Ort kommt. Neubrandenburg setzt dabei stark auf Geothermie und Solarenergie. Der städtische Klimaschutzmanager erstellt dafür ein Konzept, bei dem die Wirtschaftlichkeit des Umbaus ein wichtiger Aspekt ist.

Kommune: Stadt Neubrandenburg
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Einwohner*innen: 63.989
Kontakt: Dr. Christian Wolff, Klimaschutzmanager (dr.christian.wolff[@]neubrandenburg.de)
Weitere Informationen: Klimawandel: So will Neubrandenburg klimaneutral werden (Beitrag im NDR-Fernsehen)

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Unterstützungsangebote zum kommunalen Klimaschutz in Mecklenburg-Vorpommern
Die Landesenergie- und Klimaschutz-agentur Mecklenburg-Vorpommern unterstützt u.a. durch Beratungen, Schulungen und mittels verschiedener Informationsmaterialien die Umsetzung kommunaler Klimaschutzvorhaben im Land.

Bürgerrat Wärmeversorgung 2030 +

Wie andere Städte und Gemeinden auch, muss Malchin sich damit auseinandersetzen, wie in Zukunft die Wärmeversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien erfolgen soll. Um zu erfahren, welche Ideen, Gedanken und Sorgen die Bürger*innen dazu haben, hat der Rat der Stadt die Durchführung eines Bürgerrates beschlossen. Die 20 Teilnehmer*innen des Bürgerrats wurden über das Melderegister der Stadt ausgelost. Dabei wurde darauf geachtet, dass Männer und Frauen, die verschiedenen Altersgruppen ab 16 Jahren und Bürger*innen aus den Ortsteilen vertreten sind. Der Vorteil der Zufallsauswahl mit festgelegten Quoten liegt darin, dass unterschiedliche Perspektiven einbezogen und auch Menschen beteiligt werden, die über andere Beteiligungsverfahren häufig nicht erreicht werden.

Kommune: Stadt Malchin
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Einwohner*innen: 7.270
Kontakt: Axel Müller, Bürgermeister (buergermeister[@]malchin.de)
Weitere Informationen: Bürgerrat Malchin (externer Link)
Runter vom Gas – Wärmeversorgung 2030 + (Pressemitteilung der Stadt Malchin)
Malchin: Erster Bürgerrat in Mecklenburg-Vorpommern (Beitrag im NDR-Fernsehen)

Kommunales Wärmenetz

Schon bevor dies gesetzlich vorgeschrieben wurde, haben sich etliche Kommunen auf den Weg gemacht, die lokale Wärmeversorgung klimaverträglicher zu gestalten. Die Gemeinde Bollewick betreibt ein Wärmenetz zur Raum-heizung und Warmwasserbereitung. Die Wärme wird in einer Biogas-Kraft-Wärme-kopplungsanlage erzeugt. An das Wärmenetz sind 68 Haushalte (80 % des technischen Potentials), Kindertagesstätten und gewerb-liche Gebäude angeschlossen.

Kommune: Gemeinde Bollewick
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Einwohner*innen: 650
Kontakt: Antje Styskal, Bürgermeisterin (astyskal[@]me.com)
Weitere Informationen: Bioenergiedorf Bollewick (externer Link, PDF)

Photovoltaikanlagen auf Rathaus und Schule

Kommunale Liegenschaften bieten vielfältige Möglichkeiten für eine klimaverträgliche Gewinnung von Energie. In der Stadt Hohen Neuendorf wurden sowohl ein Bestandsgebäude des Rathauses als auch das begrünte Flachdach eines Neubaus mit Photovoltaikanlagen bestückt. Zudem wurde ein Stromspeicher installiert. Der von den PV-Anlagen auf den Dächern des Rathauses erzeugte Strom wird vor Ort genutzt. Es wird ca. ein Fünftel des jährlichen Stromverbrauchs abgedeckt. Eine PV-Anlage wurde auch auf dem Hortneubau errichtet. Der von ihr erzeugte Strom wird durch die Schule selbst genutzt.

Kommune: Hohen Neuendorf
Bundesland: Brandenburg
Einwohner*innen: 27.139
Kontakt: Heiderose Ernst, Klimaschutzbeauftragte (klimaschutz[@]hohen-neuendorf.de)
Weitere Informationen: Photovoltaikanlagen auf Gebäuden der Stadt Hohen Neuendorf (externer Link)

Infobox
Unterstützungsangebote zum kommunalen Klimaschutz in Deutschland
Auf den Internetseiten der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) gibt es breites und praxisnahes Informationsangebot zu allen Aspekten des kommunalen Klimaschutzes. Dazu gehört auch eine Datenbank mit Praxisbeispielen, sortierbar u.a. nach Bundesland und Ortsgröße. Die Agentur für kommunalen Klimaschutz, ebenfalls bei der NKI angesiedelt, berät Kommunen zu Förderung und Umsetzung von Vorhaben auf dem Weg zur Klimaneutralität. Es werden zudem Veranstaltungen zu Fachthemen, zum Austausch und zur Vernetzung angeboten.

Hier ist noch Platz für weitere Beispiele bevorzugt aus Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern.


Wenn Sie ein interessantes Beispiel für kommunales Handeln zum Klimaschutz oder zur Sicherung einer zukunftsfähigen Energieversorgung kennen, schicken Sie uns bitte einen kurzen Hinweis: kontakt@lokal-n.de